Ein Gruppenleiter erzählt über den medialen Verzicht im KjG-Zeltlager.
Zeltlager sind schon immer eine schöne Zeit für Kinder und Jugendliche. Weg von den Eltern, zehn Tage mit Gleichaltrigen. Zeltlager heißt aber auch Verzicht. Dabei spielt heutzutage der mediale Verzicht eine immer größer werdende Rolle. Und ein „digital Detox“ gibt es schon bei den Jüngsten.
Die KjG St. Elisabeth Rimbach fährt bereits seit mehr als 40 Jahren mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 8 bis 14 Jahren zelten. Allerdings werden nicht nur die Eltern zu Hause gelassen. Das Zeltlager steht auch für eine Pause des alltäglichen Luxus‘: Auf warmes Wasser, zuckrige Limos und ihre Matratze werden die Kinder nun verzichten müssen.

Kalte Dusche mitten im Wald
Kalte Duschen, Tee und ein Strohbett stellen nun für die Heranwachsenden in den nächsten zehn Tagen die Realität dar. Ein weiterer Verzicht findet sich aber auch bei der modernen Technik, denn auf den Zeltplätzen mitten im Wald findet sich üblicherweise weder Strom noch Internet.
Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit mit Videospielen, sozialen Medien und surfen immer länger im Internet. Die Möglichkeiten zur Alleinbeschäftigung waren noch nie so vielseitig. Auszeiten aus der medialen Welt kommen oft zu kurz. Das Handy begleitet sie den ganzen Tag.
Skandinavische Jugendliche verbringen zum Beispiel, einer Zusammenstellung des BR nach, über fünf Stunden mit TV, Smartphone und PC. So kommt es auch, dass bei vielen die Begeisterung nicht so groß ausfällt, wenn es heißt, diese Gewohnheiten für einen Urlaub zurückzulassen.
Erstmal auf dem Zeltplatz angekommen, scheinen die Kinder jedoch keinen Gedanken mehr an Facebook, Instagram und Co. zu verlieren. Das Angebot für die Kinder ist einfach zu groß. Zwischen Waldspielen, Holz holen, Lagerfeuer und täglich eingeteilten Diensten scheint das mediale Zuhause fast vergessen.

Kein Heimweh, kein „Medienweh“
Allgemein gilt: Hat das Kind kein Heimweh, hat es auch kein „Medienweh“. Im Gegenteil: Die Kinder scheinen den Verzicht sogar zu genießen. Die Kinder lernen, ganz der Intention des Lagers, sich mehr miteinander zu beschäftigen als nur mit sich selbst. Die älteren Kinder holen die jüngeren bei einer runde UNO, Halli Galli, Werwolf oder Skat mit ins Boot. Bei einigen erwacht ein ganz neuer Trieb nach Kreativität und Ideen.
Die Kinder lernen mit Gleichaltrigen eine Gemeinschaft zu bilden und das ganz ohne Facebook- oder WhatsApp-Gruppe. Am Ende des Lagers blicken die Kinder gern zurück und sind traurig, dass die zehn Tage Gemeinschaft und „digital Detox“ bereits vorbei sind. Aber spätestens im Bus steigt dann auch wieder die Freude, das erste Mal wieder online zu gehen.
Von Simon Bitsch