„Doch kauf‘ mir Second Hand Mantel Helmut Lang.“ Die Zeile aus dem Song „Bass“ des deutschen Rappers Rin beschreibt seine Affinität für gebrauchte Kleidungsstücke, und auch, wenn wir ehrlich sind, seinen Hang zu bestimmten Designern und Marken. Mit Reichtum zu protzen ist gerade ziemlich angesagt.
Opas alter Videorekorder
Neben diesem Flexen mit möglichst teuren Markenklamotten bringt die deutsche Hip-Hop-Szene zunehmend einen gewissen Old-School-Vibe hervor. Künstler wie Rin, Shindy oder Yung Hurn rappen und zeigen in ihren Videos eine Rückbesinnung auf alte Zeiten. Trendende Musikvideos sehen aus, als wären sie mit Opas VHS-Gerät gedreht. Manche Lieder stellen Bezüge zu Rap-Songs aus den frühen 2000ern her. Designer Gosha Rubchinskiy lässt sich sogar von Rave-Kulturen in der ehemaligen Sowjetunion inspirieren.
Cordhosen und weiße Socken, Diggi.
Was diese Künstler vorleben, spiegelt sich in der jungen Szene wider – in Form von Vintage, Second Hand und Retro-Looks. Mit diesen Begriffen kann fast jeder etwas verbinden. Der Trend ist, alte Kleidung und Musik wieder zu beleben und sie neu zu definieren. Mit Vergangenem zu arbeiten und sich damit abzuheben. Was früher in der Hipster-Nische beheimatet war, ist mittlerweile als Lebenseinstellung in vielen jungen Köpfen verankert. Besonders ältere Generationen, die auf „Ü“-Feten abtanzen, kritisieren hin und wieder die Einfallslosigkeit der heutigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Es würde nur wiedergekäut, was schon einmal existierte. In der Mode: Cordhosen, weiße Socken, weite Trainingshosen, bunte Trainingsjacken, Band-Shirts. In der Musik: Künstler wie Toto, Aha und Falco oder Hip-Hop-Legenden wie 2Pac und Dr. Dre.
Eine Gegenbewegung zu allen Siris und Alexas dieser Welt.
Vintage zeugt nicht von Einfallslosigkeit. Im Gegenteil. Die Kunst, Altes neu und besser zu machen, ist Ausdruck enormer Kreativität. Vintage ist die Abgrenzung von der rasanten Digitalisierungswelle. Die Bewegung klatscht wie ein bunter Farbfleck auf das uniforme Muster der Modernisierung. Vintage: eine Gegenbewegung zu allen Siris und Alexas dieser Welt. Nicht zu vergessen: Nachhaltigkeit. Second Hand kaufen bedeutet etwas für die Umwelt tun. Wenn ihr also Klamotten aussortiert und nicht zum Roten Kreuz oder ähnlichen Einrichtungen bringt, dann ab damit in den nächstbesten Second-Hand-Shop oder auf den Flohmarkt. Dort macht Einkaufen sowieso viel mehr Spaß als in den gewöhnlichen Läden gewöhnlicher Fußgängerzonen.
Mach doch was du willst.
Denn eines ist klar: Jede und jeder hat einen eigenen Style. Es geht ums Wohlfühlen. Trends und Mainstream kommen und gehen. Es ist null verwerflich, sie mitzumachen und Moden zu folgen. Genauso legitim ist es aber, andere, eigene Wege einzuschlagen. Zum Beispiel Vintage.