Na? Heute Morgen auch schon eure Superfood-Chia-Acai-Goji-Quinoa-Overnight-Bowl gefrühstückt?
In den letzten Jahren ist ein krasser Hype um die vermeidlichen Alleskönner aus der Ferne entstanden, nachgewiesene Superkräfte haben nur wenige der Lebensmittel. Wir stellen Euch mal regionale Alternativen vor, die ganz easy mit Exoten wie Acai, Goji und Co. mithalten können, sie wahrscheinlich sogar noch überholen.
Warum muss eigentlich mittlerweile alles „Super“ sein und von möglichst weit weg herkommen?
So toll, wie der Markt und Influencer viele dieser Lebensmittel darstellen, sind sie nämlich gar nicht. Klar, Nährstoffe haben sie reichlich, aber denkt ihr, wenn ihr eure Avocados oder Müslizutaten shoppt auch an die Hintergründe? Daran, dass diese Superfoods anderswo auf der Erde für Ausbeutung, die Entstehung von Kriminalität und Wassermangel verantwortlich sind? Nebenbei reisen sie auch noch um die halbe Welt und sind teilweise sehr teuer. Die Produktionsumstände sind meistens schwer nachvollziehbar, viele „Superfoods“ sind mit Pestiziden belastet.
Nicht wegklicken, jetzt wird’s erst interessant!
Dieser Beitrag ist nicht dazu da, euch ein schlechtes Gewissen zu machen, Moralapostel mag niemand.
Vielmehr präsentiert er euch einige regionale Super(food)helden. Und die sind mindestens genau so gut, wenn nicht sogar besser.
1. Leinsamen: Die perfekte Alternative zu Chiasamen! Beliebt sind diese wegen ihres hohen Gehaltes an Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffen. 100 Gramm Chiasamen enthalten etwa 19 Gramm Omega-3-Fettsäuren, Leinsamen etwa 17 Gramm, also nicht viel weniger. Eiweiß und Ballaststoffe haben die Leinies haben sogar mehr als die Chias. Viel günstiger sind sie obendrein auch noch!
2. Brennnesseln und deren Samen: Autsch? Nö. Von dieser Pflanze könnt ihr wirklich alles verwenden! Egal ob als Tee oder Alternative zu Spinat, die Brennnessel hat viele Anwendungsbereiche. Sie eignet sich gut, wenn man Wassereinlagerungen hat, das zieht die Nessel dem Körper nämlich. Zugleich wirkt sie noch entzündungshemmend und hat viele Nährstoffe. Die Samen der Brennnessel enthalten viel Eiweiß, haben einen nussigen Geschmack und eignen sich super als Müslizutat oder Salattopping. Wer sie nicht selbst sammeln will, kann die Samen im gut sortierten Handel zum kleinen Preis kaufen oder bestellen.
Funfact: Früher wurde den Samen eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt, weshalb es Mönchen und Nonnen verboten war, sie zu essen. Ob das stimmt, müsst ihr selbst rausfinden 😉
3. Heidelbeeren: Schmecken nicht nur toll, sondern sind auch noch kleine Vitaminbomben. Ihne wird zudem eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Die vielen Gerbstoffe, die die Beere enthält, lassen sie leicht antibakteriell wirken. Ihr könnt sie eigentlich überall kaufen, in Deutschland haben die Beeren ab Juli Saison.
Wer gerne durch den Wald spaziert, kann sein Glück aber auch einmal selbst versuchen: Geschmacklich sind die frischen Beeren aus dem Wald nämlich unübertreffbar. Wichtig: Gut waschen! Sehr lange halten sich die Beeren nicht, man kann sie aber super zu Marmelade, Kuchen und anderen Leckereien verarbeiten oder sie einfach einfrieren.
Beeren machen einfach happy
4. Überhaupt alle Beeren 😊: Sehr reichhaltig an Vitaminen und aus regionalem Anbau erhältlich sind über den Sommer hinweg viele verschiedene Beeren- und beerenartige Sorten. Ein paar Beispiele gefällig?
Stachelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Holunder… die Liste ist lang. Warum also noch kaufen, was aus weiter Ferne über mehrere Tage anreisen muss? Fasst euch ein Herz und unterstützt regionale Kleinbetriebe.
Oder:
Ihr habt einen grünen Daumen und ein Fleckchen, auf dem ihr schon immer ein bisschen hantieren wolltet? Beerenobst lässt sich super (und pflegeleicht!) im eigenen Garten (oder dem der Eltern) anbauen. Noch regionaler geht es ja wohl nicht! Vorräte lassen sich gut einfrieren, dann habt ihr das ganze Jahr über ein kleines Stück Sommer in Müsli, Smoothie und CO., ganz ohne Pestizide, lange Transportwege und die teure Rechnung im Supermarkt.
5. Regionale (Heil-)Kräuter: Frische Kräuter sind super gesund und vielseitig anwendbar. Auf vielen Wochenmärkten gibt es vor allem im Frühling ein großes Angebot, genau wie Beeren kann man sie kleingehackt sehr gut einfrieren. Auch im Garten oder auf der Fensterbank lassen sich viele Sorten problemlos anbauen.
Für die kalten Tage: Dass grüner, weißer und schwarzer Tee für uns gut sind, ist allgemein bekannt. Aber auch in unserer Region ist gegen fast jedes Leiden ein Kraut gewachsen. Kamille, Löwenzahn, Johanniskraut oder Spitzwegerich, um nur ein paar heimische Kräuter zu nennen, kann man (kostenlos!) beim Spaziergang durch Wald und Wiese sammeln und trocknen.
In vielen Regionen werden Kräuterwanderungen angeboten, die sind ideal, um mehr über die Natur und ihre kleinen Wundermittel zu lernen.
Wichtig zu wissen ist: Der Name Superfood ist eine reine Marketingerfindung. Wenn ihr sie konsumiert, dann werdet ihr nicht automatisch super schlank, super gesund oder super jung. Das Verbrauchermagazin „Öko-Test“ hat viele „Superfoods“ getestet und kam zu teilweise erschreckenden Ergebnissen. Etwa zwei Drittel der 21 unter die Lupe genommenen (teilweise Bio!-)Produkte waren mit Pestiziden, Mineralöl oder Rückständen von Blei belastet.
Viel besser, als blind diesem Trend zu folgen, ist es, sich Gedanken über eine vollwertige Ernährung zu machen. Viele regionale Obst- und Gemüsesorten könnten problemlos unter der Kategorie „Superfood“ laufen, Karotten und Äpfel sind der Industrie allerdings zu unspektakulär.