Im Zeichen des Pride Months ist unter anderem HIV/AIDS ein sehr wichtiges Thema. Schon seit den 80ern verbreitet sich das Virus – und die Diskriminierung gegen HIV-Positive. Aber was hat es mit HIV/AIDS auf sich? Und was kann man dagegen tun? Sozialarbeiterin Annika Erb von der AIDS-Hilfe Heidelberg hat es uns erklärt.
Was ist HIV und was ist AIDS? HIV und AIDS sind nicht dasselbe. HIV(Humanes Immundefizienz-Virus) ist der Erreger, AIDS (Acquired immunodeficiency syndrome) ist die Folge und somit die Krankheit, der nicht behandelten HIV-Infektion.
Und wie kann man dagegen vorgehen? Um die Folgen zu verhindern, steht an erster Stelle natürlich safer Sex. Mit einem Kondom verhindert man so manch andere sexuell übertragbaren Krankheiten. Heutzutage leben auch sehr viele Menschen mit einer HIV-Infektion, ohne es zu wissen. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes waren es im Jahr 2018 rund 10.600 und im Vorjahr 11.400 Personen. Aber wie man sieht, zeigt sich der Erfolg von Aufklärungsprogrammen und Testangeboten.
Zudem gibt es eine vorbeugende Maßnahme, die man HIV-Prophylaxe PrEP (Präexpositionsprophylaxe) nennt. Vor allem verwenden es HIV-negative Männer, wenn männliche Sexualpartner im Spiel sind. Dabei nehmen sie ein Medikament ein, das die Vermehrung der Viren verhindert und sie vor der Ansteckung schützt. Die Kosten der Therapie werden seit September 2019 sogar von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Aber bei ausführlichen Infos ist die AIDS-Hilfe z. B. in Heidelberg eine der ersten Anlaufstellen. Auch dann, wenn jemand auf der Suche nach Beratung und Unterstützung ist.
Die Beratung bei der AIDS-Hilfe Heidelberg
Hat jemand die Vermutung, dass er oder sie sich mit HIV angesteckt hat, kann er oder sie sich anonym per Telefon oder auch persönlich bei der Beratungsstelle beraten und aufklären lassen. Anschließend erfolgt ein Test, durch den man Gewissheit bekommt.
Sollte das Ergebnis positiv ausfallen, ist das sicherlich erstmal ein Schock. Doch die Sozialarbeiter*innen stehen einem in jeder Lebenslage bei und unterstützen, wo sie können. Auch An- und Zugehörige werden von der AIDS-Hilfe Heidelberg betreut, damit man auch ihnen die Sorgen und Ängste nehmen kann.
2019 haben 115 Menschen mit HIV/AIDS Unterstützung bei der AIDS-Hilfe Heidelberg gesucht. Davon 52 Frauen und 63 Männer. In den Beratungen handelt es sich nicht nur ausschließlich um die Erkrankung von HIV und AIDS, sondern auch um:
- sozialrechtliches (ALG I/II, Grundsicherung, Rente, Schwerbehinderung, usw.)
- medizinisches (Nebenwirkungsmanagement, Ansteckungsgefahr, Babywunsch, usw.)
- psychosoziales (Umgang mit Diskriminierung, Outing der Infektion, Partnerschaft, usw.)
Die Diagnose. Was mach ich jetzt nur?
HIV ist nicht heilbar, ABER es gibt heute sehr wirkungsvolle Medikamente, die verhindern, dass das Virus im Körper Schaden anrichtet. Und es ermöglicht ein normales und langes Leben, genauso, wie es einem Menschen ohne HIV möglich ist. Mit einer antiretroviralen Therapie kann man dem Verlauf der Krankheit entgegenwirken. Dabei wird beobachtet, dass die Viruslast nicht mehr nachweisbar ist. Dann ist das Virus auch nicht mehr übertragbar. Das nennt man auch „nicht nachweisbar = nicht übertragbar (n=n)“
Es muss also kein Hindernis mehr am Arbeitsplatz, in der Freizeit oder Partnerschaft darstellen. Seit Ende 2018 lebten etwa 88.000 Menschen in Deutschland mit HIV. Doch die Zahl sinkt. Das liegt womöglich an dem Erfolg der Aufklärung und Prävention, informiert Annika Erb.
„Wie du hast HIV?!“
Erhält man einmal die Diagnose HIV, so ist es schon schwer genug, damit selbst klarzukommen. Viele Außenstehende haben unbegründete Ängste vor einer HIV-Übertragung im alltäglichen Leben, zum Beispiel auf der Arbeit. Aus diesem Grund hat sich auch die AIDS-Hilfe-Heidelberg für die Arbeitgeberdeklaration eingesetzt. Das Ziel ist es, die Rechte der HIV-Positiven zu stärken und Stigmatisierung entgegenzuwirken.
Weitere Angebote der Aidshilfe Heidelberg
Zusammen mit dem Gesundheitsamt HD/RNK gibt es ein kostenloses Testangebot: der Checkpoint. Diese offene Abendsprechstunde mit Tests auf HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen, findet zweimal im Monat statt.
Mit verschiedenen Maßnahmen in der Öffentlichkeitsarbeit, wie z.B. Verbreiten von Infomaterial, Nutzung der sozialen Netzwerke und Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen und Demonstrationen, sind auch Präventionsmaßnahmen sehr wichtig. Dabei handelt es sich um Präventionsveranstaltungen in Schulen, Multiplikatorenschulungen und Infoveranstaltungen.
Ein weiteres Projekt im Bereich Prävention ist das spezielle Programm für zugewanderte Menschen: das SALAM. Es steht für „Sexualität, Akzeptanz, Liebe, Anderssein und Migration“. Die geflüchteten Menschen erhalten durch sogenannte Peers Informationen zur sexuellen Gesundheit.
Ein gern angenommenes Selbsthilfeangebot ist das Regenbogencafé in den Räumen von der Aidshilfe-Heidelberg. Dort können sich Betroffene bei einer einladenden Atmosphäre mit Kaffee und Kuchen austauschen und vernetzen. Unter anderem helfen HIV-Positive anderen positiv getesteten Menschen, in dem sie über ihre Erfahrungen, Sorgen, Ängste reden und sich so gegenseitig unterstützen und aufbauen können.
Gut zu wissen!
IDAHOBIT (International Day Against Homophobia, Biphobia, Inter*phobia and Trans*phobia) An diesem Tag wird gegen die Feindlichkeit gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender, intersexuellen und queeren Menschen aufmerksam gemacht.
Pink Monday An diesem Kultabend wird der Marktplatz in Heidelberg komplett in Pink beleuchtet. Zusammen mit der queeren Community möchten Anwohner und Gäste ein Zeichen der Toleranz setzen. * So lautete der Titel der Kampagne zum Welt-AIDS-Tag