i love mixtapes

Ein Mixtape ist so etwas wie eine Liebeserklärung an die Musik. Quasi das Beste, was die Musik zu bieten hat – jedenfalls für den Moment, den Sommer oder auch für ein ganzes Jahrzehnt. Ein Mixtape ist der eigene Musikgeschmack in komprimierter Form. Und ein Mixtape bist du in Noten, Beats und Songtextzeilen. Ganz nach dem Motto „Zeig‘ mir dein Mixtape und ich sag‘ dir, wer du bist“, kann die Songauswahl einiges über dich aussagen. Ob du in dem Moment der Zusammenstellung traurig warst, neugierig oder einfach nur blind oder taub vor Liebe …

Ein Mixtape, das man nach langer Zeit wieder im recht alten Autoradio wiederentdeckt, ist so etwas wie eine Überraschungskiste. So ging es mir vor Kurzem, als ich das alte Mixtape wieder hörte, das ich über die Jahre schon fast vergessen hatte. Fast jeder Song war eine Überraschung, weil ich mich nicht mehr genau an die Reihenfolge der in liebevoller Kleinarbeit zusammengesuchten Lieder erinnern konnte, geschweige denn an alle Songs, die ich einmal gut fand.

Ich drückte auf Play und erkannte zwar die Melodie, nach der ersten Strophe war auch der Songtext wieder präsent, aber wie hieß nochmal der, der den Song gesungen hat? Was es auf dem Mixtape zu hören gab? Einiges Gutes, was ich tatsächlich immer noch mag, und was auch noch heute bei den Radiosendern gespielt wird, wie „Mit dir“ von Freundeskreis oder auch „Sunshine“ von Patrice. Aber eben auch einiges, bei dem ich mich frage: Wieso nur? Ein Beispiel? Irgendein Song von dem damals sehr jungen Rapper „Lil‘ Bow Wow“, der heute gar nicht mehr „lil‘“, aber seinem Namen sonst treu geblieben ist, wie mir Google erklärt. Das Mixtape ratterte fröhlich Songs aller möglichen Musikgenres rauf und runter: von Rap und HipHop über Reggea bis Rock und Pop. Nur noch die Wenigsten verwenden Kassetten heute noch als Musikmedium und man könnte meinen, Tapes existieren nur noch als Zufallsfund. Aber ich frage mich: Ist die Kassette noch aktuell?


Absatzentwicklung der Musikindustrie in Deutschland

In Zeiten von Streamingdiensten geht der Verkauf von CDs sukzessiv zurück, obwohl ich ein großer Verfechter davon bin, Musik in Form von CDs – eingefleischte Musikliebhaber setzen auf Vinyl – eben auch anfassen zu können. Manche Cover und Booklets sind aufwendig und liebevoll gestaltet und warten quasi nur darauf, durchgeblättert zu werden und in einem Regal in einer Sammlung zu stehen. Muss man sich um den Musikmarkt in Deutschland Sorgen machen? Die Antwort lautet ganz klar „Nein“. „Dynamisches Streaming-Wachstum und eine im internationalen Vergleich noch immer relativ große Beliebtheit physischer Formate bei den Fans sorgen in Deutschland weiterhin für Marktstabilität“, informiert der Bundesverband Musikindustrie auf seiner Homepage über den Absatztrend des Musikkonsums 2018.
„Die Zahl der Audio-Streams 2018 mit insgesamt 79,5 Milliarden wuchs um gut 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

48,2 Millionen verkaufte CDs wiederum waren zwar 23 Prozent weniger als 2018, doch ist die Compact Disc im Jahr 36 nach ihrer Markteinführung noch immer das zweitwichtigste Marktsegment in Deutschland“, heißt es weiter. Danach folgen Downloads mit 49 Millionen Stück, davon 7,5 Millionen Alben und 41,5 Millionen Einzeltracks. Im vergangenen Jahr wurden 3 Millionen Vinyl-Schallplatten verkauft, „ein leichter Rückgang von 7 Prozent, doch hat die Platte in der Nische weiterhin klar ihre Fans und spielt entsprechend auch für viele Künstlerinnen und Künstler eine Rolle bei der Planung ihrer Veröffentlichungsformate.“


Und wie sieht es mit der Kassette aus? „Die Verkäufe von Musikkassetten (MC) sind prozentual gesunken, zuletzt wurden davon in Deutschland noch etwa 100.000 Stück verkauft.“ Aber es gibt sie noch. Die Kassette war also nie wirklich weg. Playlisten haben heute ihren ganz eigenen Charme. Es gibt sie für jedes Jahrzehnt, jeden Geschmack und jeden Anlass. Mit einem Klick kann man sich das zusammenstellen, was früher wirklich Zeit gekostet hat – aber eben auch irgendwie authentischer war. Kurzum: Playlisten sind die Mixtapes von heute, nur dass man für sie keinen Bleistift braucht, um den Bandsalat wieder aufzufädeln.


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