Das ständige Sitzen hatte Jannis schon in der Schule satt. Deswegen kam für ihn weder ein Studium noch ein Beruf am Schreibtisch in Frage. Dennoch wusste der 22-Jährige lange nicht, was er eigentlich werden will. Dass er die zweieinhalbjährige Ausbildung zum Gärtner- und Landschaftsbauer absolvieren wird, war eigentlich nur die Fügung einer spontanen Entscheidung.
„Vielleicht wurde das auch durch meine Eltern beeinflusst, die beide Gärtner sind“, sagt er mit einem Schmunzeln. Denn auch schon in der Vergangenheit hat er ihnen immer wieder im Garten geholfen. „Und eigentlich hat es mir immer viel Spaß gemacht: die Bewegung und die frische Luft, aber vor allem das befriedigende Gefühl, wenn man am Ende des Tages sieht, was man geschafft hat.“

Daneben gefällt ihm besonders die Arbeit mit Naturmaterialien wie Stein, Holz oder den Pflanzen. Das Beste: „Es gibt kaum eine Woche, in der jeden Tag das gleiche gemacht wird.“ Das ist mitunter nicht immer einfach. Die körperliche Arbeit strengt an. Zum Beispiel, wenn er schwere Steine alleine hochheben muss. Sein Rücken dankt es ihm nicht.
„Außerdem ist man jedem Wetter ausgesetzt – ob Hochsommer oder Regen und Frost: Als Garten- und Landschaftsbauer ist man immer draußen.“ Gerade die vergangenen beiden Sommer waren sehr heiß und trocken. „Da kommt man schon an seine Grenzen.“
Und wie sieht die Arbeit im Winter aus?
„Da fangen wir ein wenig später an, weil es morgens noch zu dunkel ist und wir dadurch nicht alle Materialien verarbeiten können“, erzählt Jannis. Als Beispiel nennt er Beton. Der kann bei Minusgraden nicht verarbeitet werden. Und wenn viel Schnee liegt, kann ebenfalls nicht im Garten gearbeitet werden. „Aber ansonsten sind alle Abläufe wie immer.“
Jeder Tag ist unterschiedlich
Wie sieht der normale Arbeitsalltag aus?
Morgens treffen sich alle Mitarbeiter und der Arbeitgeber um 7 Uhr am Lagerplatz, um den Tag und die Baustelle zu besprechen. Die Transporter werden beladen und dann geht es ab auf die Baustelle. „Die Arbeitswoche kann wirklich von Tag zu Tag sehr unterschiedlich sein: an einem Tag eine Steinbaustelle, am nächsten eine Pflegebaustelle, auf der man lediglich mit Pflanzen zu tun hat.“
Feierabend ist in der Regel gegen 16 oder 17 Uhr. Aber eigentlich gibt es keine strikten Arbeitszeiten. „Manchmal fangen wir auch früher an und hören dementsprechend früher auf. An anderen Tagen ist es umgekehrt und wir fangen später an.“
Sein aktuelles Projekt: einen Gartenpool anlegen

Als Kind hat er sich den Beruf viel einfacher vorgestellt. Rasen mähen, Stauden zurückschneiden – eben so, wie er es von daheim aus dem eigenen Garten kannte. „Dass da noch viel mehr dranhängt und wie viel Fachwissen man dafür braucht, hatte ich nie im Sinn“, gibt er zu.
Das ist wiederum ein typisches Klischee, was der Beruf des Gärtners mit sich bringt: Ein gemütlicher Job, bei dem man sich ein bisschen um Pflanzen kümmert. „Das stimmt so nicht ganz. Man ist wirklich jedem Wetter ausgesetzt und man arbeitet auch viel mit Steinen und Holz, was ziemlich anstrengend und stressig sein kann.“
„Als Gärtner musst du dir viel Fachwissen aneignen.“
Ein weiteres Vorurteil: Garten- und Landschaftsbauer sind einfältig oder dumm. „Das stimmt absolut nicht, man muss sich sehr viel Fachwissen aus verschiedenen Bereichen aneignen, kreativ und logisch denken können, um sich bestimmte Arbeiten zu erleichtern bzw. seinen Körper zu schonen.“
Wer Gärtner werden möchte, der sollte auf jeden Fall flexibel sein, körperliche Anstrengung aushalten können, kein Problem mit schlechtem Wetter haben, kreativ, praktisch und logisch denken können sowie handwerklich begabt sein. „Ich kann nur jedem raten, diese Ausbildung zu machen. Es ist ein sehr schöner Beruf mit viel Abwechslung, viel Bewegung und frischer Luft. Gärtner sind meistens auf einer Wellenlänge, glaube ich. Zumindest habe ich bis jetzt noch keine unfreundlichen oder unentspannten Gärtner getroffen“, sagt er mit einem Schmunzeln. Außerdem: „Man verdient sein eigenes Geld, ist im Handwerk tätig; ein Studium kann man immer noch anhängen.“
Die Ausbildung
Die Ausbildung selbst besteht aus einem dualen System: zwei Wochen Arbeit und dann eine Blockwoche Berufsschule. Das Führen eines Berichtsheftes ist nötig, um zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden. Wie ausführlich es sein muss, bestimmt der Ausbildungsbetrieb. Außerdem müssen noch verschiedene Lehrgänge absolviert werden, die auch jeweils eine Woche dauern.
Ungefähr in der Mitte der Ausbildung gibt es eine Zwischenprüfung, die als Übung der Prüfungssituation und als Zwischenstand der schulischen Leistungen dient. Sind die Noten in einem guten Bereich, kann mit Zustimmung der Berufsschule und des Ausbildungsbetriebes die Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzt werden.
Zur Person
Jannis ist 22 Jahre alt, hat sein Abitur am Überwald-Gymnasium in Wald-Michelbach gemacht und ein FSJ bei der Behindertenwerkstatt in Fürth (bhb Bergstraße) absolviert. Gleich im Anschluss startete er mit seiner Ausbildung bei der Firma „Garten- und Landschaftsbau Benjamin Keller“ in Aschbach. In seiner Freizeit geht er gerne auf Konzerte und Festivals. Außerdem mag er Spieleabende mit Freunden.