Faszination des Bösen

Erzählungen von Mord und Totschlag stoßen bei immer mehr Menschen auf großes Gefallen. Dokumentationen über Schwerverbrecher im TV, Bestseller-Romane aus der Kategorie „Thriller“ und auch sogenannte True-Crime-Podcasts stehen hoch im Kurs.

Der Hype um die sogenannten „True-Crime-Podcasts“ begann aber erst 2014. Das amerikanische Format „Serial“ war der erste Podcast, der sich mit realen Mordfällen beschäftigte. „Eyes in the dark“ heißt ein weiterer erfolgreicher True-Crime-Podcast mit Gruselgarantie von Laura Regenauer aus Viernheim und Sarah Fischer aus Mannheim.

Mordgeschichten, Verschwörungstheorien und paranormale Erlebnisse aus aller Welt sind wöchentlich bei den beiden Frauen Gesprächsthema. Seit 2020, entstanden inmitten der Pandemie, erzählen sie sich in ihrem Podcast gegenseitig und ihren Zuhörern von den unglaublichsten Verbrechen aller Zeiten. Regenauer und Fischer beschäftigen sich mit den Motiven für die Tat über den Tathergang und die schrecklichen Details bis hin zum Gerichtsverfahren der einzelnen Fälle. „Mich haben Verbrechen schon immer fasziniert. Ich höre privat ausschließlich auch nur True-Crime-Podcasts“, erzählt Fischer begeistert.

„Gefühlt hatten wir schon alles gehört und wollten mehr über solche Verbrechen hören. So entstand die Idee vom eigenen Podcast und alles andere entwickelte sich von selbst“, beschreibt Regenauer es stolz. Angefangen mit 80 Hörern, können sie sich mittlerweile über 110 000 feste Hörer und 6 Millionen Streams insgesamt freuen.

Regenauer und Fischer sind seit Oktober hauptberuflich Podcaster. Nach dem Angebot, mit dem Fernsehsender ProSieben zusammenarbeiten zu können, setzten sie alles auf eine Karte und kündigten ihre eigentlichen Jobs. Fischer arbeitete zuvor im Bereich Influencer-Marketing und Regenauer ist ursprünglich geprüfte Tourismusfachwirtin. „Falls dennoch irgendetwas schiefgehen sollte, können wir uns aber beide durchaus vorstellen, wieder in unseren alten Berufen tätig zu werden“, erklärt Regenauer. Der Vertrag mit ProSieben laufe noch bis nächstes Jahr und es sei einiges geplant. Im September 2021 wurde ihr erstes Buch veröffentlicht: „True Crime – Ein wahrer Escape-Room-Thriller“. „Da sind wir sehr stolz drauf. Und es soll auch noch ein weiteres Buch im nächsten Jahr herauskommen“, verrät Fischer voller Vorfreude.

Jeden Sonntag lauschen die Fans den unterschiedlichen Kriminalfällen. Auffallend ist dabei, dass laut Regenauer und Fischer 87 Prozent ihrer Zuhörer Frauen sind. „Wir wissen selbst nicht wirklich, warum. Ich habe mal gelesen, dass Frauen sich damit auf den eventuellen Ernstfall vorbereiten möchten“, spekuliert Regenauer. Und in der Tat: Bei der Auswertung von Nutzungsdaten von True-Crime-Podcasts wurde festgestellt, dass sie besonders bei Frauen beliebt sind.

Die Gründe dafür sind noch nicht wissenschaftlich belegt, aber es gibt verschiedene Ansatzpunkte. So zeigt eine Umfrage des Bundeskriminalamts und des Max-Planck-Instituts, dass Frauen mehr Angst vor Gewalttaten haben als Männer. Und auch statistisch gesehen sind Frauen häufiger Opfer von Straftaten. Dadurch, dass Frauen also häufiger von diesem Problem betroffen sind als Männer, hätten sie somit auch ein größeres Bedürfnis, sich mit dem Thema zu befassen.

Für Regenauer und Fischer klinge das plausibel. Die Hörer erwarten Fälle aus aller Welt: Der wohl jüngste potenzielle Täter, der mit elf Jahren seine Stiefmutter erschossen haben soll, Kanadas schlimmster Serienkiller oder der mysteriöse Fall der seit 2019 verschwundenen Rebecca Reusch aus Berlin – diese und viele weitere Kriminalfälle finden Platz im True-Crime-Podcast „Eyes in the dark“.

Von Jessica Ludwig

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