Andrea Sonntag-Winkler und Christiane Gerhard gründeten 2008 die „Therapiehunde Weinheim“. Gemeinsam mit ihren Hunden sind die beiden auf der Mission, Menschen mit und ohne Handicap das Leben zu bereichern.
Wie kam die Idee mit der Therapie?
Andrea: Ich habe Christiane kennengelernt, als ich mich bei ihr für einen Hund, unseren späteren „Sammy“, beworben habe. Aus dem Kennenlernen wurde eine Freundschaft. Durch die Anwesenheit meines Hundes konnte ich bei meiner demenzkranken Schwiegermutter Veränderungen feststellen: Sie aß wieder richtig und war viel aktiver. Als diese ins Pflegeheim kam, besuchten Sammy und ich sie regelmäßig. Dadurch wurden auch die anderen Bewohner auf den goldenen Hund mit der guten Seele aufmerksam.
Christiane: Ungefähr zeitgleich hatte ich eine Familie kennengelernt, die einen Welpen für ihren autistischen Sohn suchten. Das Kind hatte viele Therapien hinter sich, nur die Hundetherapie hatte noch gefehlt. Wir mussten uns über therapeutische Fähigkeiten von Hunden informieren, eine spannende Geschichte. Danach haben Andrea und ich beschlossen, gemeinsam mit unseren Hunden eine Ausbildung zu machen. Mittlerweile gibt es diese Ausbildung auch als Studiengang.

Was macht einen guten Therapie-/Begleithund aus?
Er sollte freundlich, apportierfreudig und unerschrocken sein. Gewünscht ist auch viel „will-to-please“. Natürlich kommt es darauf an, in welcher Art von Therapie die Hunde eingesetzt werden. Therapie-/Begleithunde können gezielt zur Unterstützung herkömmlicher Therapien und Förderungen eingesetzt werden, z.B. als Begleithund für den Rollstuhl oder als Therapiehund bei Menschen mit Handicap.
Und wieso Golden Retriever?
Die Golden Retriever passen in dieses Schema sehr gut hinein. Sie wirken auf Menschen immer sehr freundlich, haben ein weiches, angenehm streichelbares helles Fell und sind sehr gutmütig. Aufgrund der Größe sind sie auch ideal für Menschen, die im Rollstuhl sitzen.
Und, ab wann beginnt die Ausbildung?
Unsere Tiere sind von klein auf an diese Arbeit gewöhnt. Wir suchen sie speziell aus und bereiten sie schon ab der 6. Lebenswoche auf ihre künftige Aufgabe vor. Sie werden als Welpe mitgenommen und gewöhnen sich dadurch an die Lautstärke und die vielen Menschen. Hierbei entsteht allerdings kein Zwang, wir beobachten die Welpen dabei und entscheiden dann, ob sie für eine entsprechende Ausbildung geeignet sind.
Müssen die Hunde eine Prüfung ablegen?
Ja, müssen sie, immer als Mensch/Hund-Team. Dabei werden erlernte Fähigkeiten abgeprüft: Wie apportiert der Hund? Hält er spezielle Lagerungen ein? Kann er Schubladen aufziehen? So darf der Therapiehund z.B. nicht auf einen Stuhl springen, sondern er lernt auf- und abzusteigen.

Wie sieht der Arbeits-Tag aus?
Jeder Tag ist anders. Ein Hund darf auch nicht jeden Tag eingesetzt werden. Oft ist es so, dass man nach einem halben Tag den Hund tauscht. Morgens der eine, mittags der andere. Wir sind in verschiedenen Einrichtungen unterwegs: Seniorenheime, Einrichtungen für Menschen mit Handicap (z.B. blinde Menschen) und auch Kindergartenprojekte sind Teil unseres Angebotes. Wir bieten aber nicht nur Gruppentherapien an, sondern haben auch Einzelstunden, sowohl in Hessen als auch in Baden-Württemberg.
Doch nicht nur die Hunde haben einen anstrengenden Job. Wir müssen genau so kreativ sein und uns überlegen, was für die jeweilige Therapie gut passt. Wir erarbeiten jahreszeitliche oder an Festen (z.B. Weihnachten) orientierte Themen, die wir mit den Einsätzen der Hunde den Klienten nahebringen. Durch unsere Arbeit mit den Hunden spüren wir die Herzensfreude der Menschen, die auch uns immer sehr berührt. Und das ist unsere Motivation, um immer weiterzumachen.
Andrea: Meine Hunde wissen sogar, wann sie im „Arbeitsmodus“ sind. Zur Arbeit tragen Sie ein spezielles Geschirr. Privat ist es dann ein Halsband. So können sie ihren Einsatz auch differenzieren.