
„Im Grunde wusste ich schon ziemlich früh, dass ich mal zum Radio möchte. Bereits als Jugendliche war das ein Traum von mir.“
Wir kennen Sie alle: Die Stimmen der Moderatoren aus dem Radio. Doch wie kommt man da eigentlich hin? Trifft man Promis und Stars und wie sieht es eigentlich mit Prüfungen aus? Wir klären euch auf!
Erzähl kurz was über dich / Wie kam es dazu, dass du Radiomoderatorin geworden bist?
Ich bin Jessica Ludwig und arbeite als Online-Redakteurin bei Diesbach Medien. Mein beruflicher Werdegang begann allerdings ganz anders, nämlich beim Radio. Grundsätzlich fällt es mir tatsächlich immer etwas schwer, über mich zu erzählen und das obwohl Radiomoderatoren ja dafür bekannt sind, gerne und viel zu quatschen. Im Grunde wusste ich schon ziemlich früh, dass ich mal zum Radio möchte. Bereits als Jugendliche war das ein Traum von mir. Da mir Verwandte und Bekannte zu dieser Zeit allerdings geraten haben „was Vernünftiges“ zu lernen, habe ich mein Studium Anglistik und Germanistik auf Lehramt begonnen.

Wie wird man Radiomoderatorin?
Der klassische Weg ist heutzutage wohl tatsächlich ein entsprechendes Studium. Sei es Medienwissenschaften, Sprachwissenschaften, Publizistik oder eben ein Journalistik-Studium direkt. Grundsätzlich gibt es aber keinen allgemeinen Studienzweig. Sehr oft landen die meisten Moderatoren allerdings eher durch Praktika oder entsprechende Connections bei den Sendern.
Trotzdem kann ein Studium aber nicht schaden, gerade die öffentlich-rechtlichen Radiosender setzen es oftmals voraus. Ausgebildet wird man dann während seines Volontariats, welches je nach Radiospate zwei bis drei Jahre andauert. Innerhalb dieser Zeit bekommt man das nötige Handwerk gelehrt, nimmt an Fortbildungen und Seminaren teil, erhält Sprecherziehung und vieles mehr. Ansonsten ist es ein typischer Learning by doing – Beruf, umso mehr Erfahrung hinter dem Mirko, desto besser wird ein Radiomoderator. Grundsätzlich lässt sich aber meiner Meinung nach sagen, man muss schon als Grundvoraussetzung für den Beruf eine Musikaffinität haben, gut sprechen können und im besten Falle auch noch eine passende Stimme – den Rest kann man lernen.
Wie sieht es mit der Praxis aus? Moderiert man während der Ausbildung auch manchmal um zu üben?
Unbedingt! Sowohl innerhalb des Volontariats und den entsprechenden Fortbildungen, als auch innerhalb des Senders selbst. Eigentlich hat jeder größere Radiosender mindestens zwei Studios und mehr. Heißt, in einem wird live gesendet und in den anderen zum Beispiel aufgezeichnet. Ich würde jedem angehenden Moderator raten, sich so oft wie möglich hinters Mirko zu setzen und sich mit der Technik im Studio vertraut zu machen. Ich habe zum Beispiel während meines Praktikums bei bigFM damals nach meiner Arbeit, Nächte lang geübt. Da war ich alleine, das Studio unbelegt und ich konnte mich austoben und üben, üben, üben. Natürlich nicht live auf Sendung. Sobald man dann ein Gefühl dafür bekommen hat und den Chefs entsprechende Hörproben, sogenannte „Airchecks“, vorgelegt hat, darf man auch mal live an den Start. Zum Beispiel das Wetter vorlesen, einen Blitzer melden oder für einen der Moderatoren etwas einsprechen. Außerdem schicken die Kollegen einen auch gerne mit dem Mikro auf die Straßen, um Stimmen / Meinungen zu verschiedenen Themen einzufangen. Diese O-Töne werden dann gerne in die Shows eingebaut.
Müssen Prüfungen abgelegt werden?
Nein, eine Abschlussprüfung oder Ähnliches gibt es bei einem Volontariat nicht. Unsere Prüfungen sind die Hörproben. Anhand der Airchecks wird man beurteilt und damit bewirbst du dich neben dem typischen Lebenslauf auch. Im Übrigen haben selbst die erfahrensten Radiomoderatoren immer noch regelmäßig (meist sogar wöchentlich) sogenannte „Airchecks“ mit ihren Coaches, Chefs oder auch durchaus anderen Kollegen. Da werden sich dann Shows in Auszügen angehört und bewertet. Man erhält Lob oder auch konstruktive Kritik, wie man etwas anders oder besser machen kann. Es werden sowohl der Moderator, sein technischer Stil, als auch der gesprochene Inhalt gecheckt. Der Druck ist da schon recht hoch und man hat eben nicht nur die Hörer, die einem aufmerksam zuhören und kritisieren. Das begleitet einen eigentlich die komplette Karriere lang, egal wie erfahren und wie lang ein Moderator bereits dabei ist.
Schon mal den Job bereut?
Ich habe den Job noch nie bereut, im Gegenteil. Es war und ist meine Passion und mein Traumberuf. Aufgrund von privaten Umständen habe ich aber nun andere Wege eingeschlagen und bin liebend gerne Redakteurin bei den Weinheimer Nachrichten und der Odenwälder Zeitung.
Ich habe den Beruf Radiomoderatorin insgesamt über 14 Jahren ausgeübt. Ich war bei verschiedenen Radiosendern, zuletzt beim Jugendsender des Hessischen Rundfunks YOUFM und nun den medialen Beruf mal anders auszuüben, also zu schreiben anstatt zu sprechen, gefällt mir auch sehr gut. Außerdem bin ich ja noch im Podcast Team der WNOZ und das ist dem Medium Radio in manchen Dingen sehr ähnlich.
Lernt man viele Stars durch den Job kennen?
Ja, durchaus. Viele Sänger und Sängerinnen sind gerne während ihrer Promotouren zu Gast in den Radioshows. Ich habe viele Künstler kennenlernen dürfen und war tatsächlich auch selbst Fan und deshalb entsprechend aufgeregt. Aber auch an dieser Stelle muss man Profi genug sein und einen guten Job machen. Wobei ich dem US-Rapper 50 Cent damals ganz ehrlich gestanden habe, wie sehr ich aufgeregt war. Das macht es aber auch authentisch. Ansonsten sind Stars am Ende wirklich nur Menschen wie du und ich und wollen ihre Arbeit machen. Nicht mehr und nicht weniger.
Wie sieht es aus mit Arbeitszeiten?
Das ist ganz unterschiedlich und hängt natürlich von der Sendezeit der Show ab, die der Moderator moderiert. Grundsätzlich gilt die Regel im Radio, die Showvorbereitung ist mindestens so lange wie die Sendung selbst. Heißt im Klartext: vier Stunden Sendung bedeuten vier Stunden Vorbereitung und oft muss auch danach noch was gemacht werden. Alles in allem hat man wie jeder andere einen langen Arbeitstag und Flexibilität ist in dem Job sehr wichtig. Denn sowohl eine Morningshow beginnt nicht erst mit dem OnAir-Knopf um 5 Uhr morgens, als auch die Abendsendung ist nicht um 22 Uhr vorbei. Hinter den Kulissen passiert viel mehr, als man erwartet. Langweilig wird es einem sicher nie.