Die Glasmeisterin

„Die besten Dinge passieren durch Zufall“, so würde Julia Weber den Weg ihrer Berufswahl beschreiben. Julia hat einen Job, der nicht allzu verbreitet unter Frauen ist. Sie ist Glasermeisterin. Wir haben die 27-jährige, nach Hemsbach eingewanderte, Frau, interviewt. Eingewandert? Ja, denn Julia kommt aus dem tiefsten Bayern und hat eine Menge Humor.

Julia, wie bist du darauf gekommen, Glasermeisterin zu werden?

„Die besten Dinge passieren durch Zufall. Ich wusste nach meinem Fachabitur nicht, was ich machen möchte. Klar war nur, dass ich auf keinen Fall einen reinen Bürojob machen wollte. Deshalb war der Weg ins Handwerk gar nicht mehr so weit. Auf meinem Schulweg lag ein Glasereifachbetrieb, da bin ich kurzerhand hin und habe mich beworben. Nach drei Tagen Probearbeiten wusste ich: Das will ich machen.“

Wie lange ging die Grundausbildung?

„Die Dauer der Ausbildung beträgt 3 Jahre, ich habe aber aufgrund meines Fachabiturs auf 2 Jahre verkürzen können. Mittlerweile ist in den meisten Betrieben die mittlere Reife gewünscht.“

Hat man in der Schule irgendwelche besonderen Fächer und was war dein Lieblingsfach?

„Eines der spezifischen Fächer war zum Beispiel Glasherstellung. Aber auch Grundlagen in Mathe und Physik waren dabei. Ein wirkliches Lieblingsfach hatte ich nicht – ich mochte den Praxisunterricht. Den gab es natürlich auch, da nicht jeder Betrieb alle Maschinen hat. So wurde jeder Azubi gleich vorbereitet.“

Wie ist das mit der Männer- und Frauenquote?

„Also in meiner Berufsschule waren insgesamt 60 Azubis. Davon waren 4 Mädels. Diese waren auf 3 Klassen aufgeteilt. In meinem Meisterkurs sah das anders aus: Dort war ich die einzige Frau.“

Hat es denn Vorteile mit so vielen Männern zu arbeiten oder ist das eher ein Nachteil?

„Es ist auf jeden Fall entspannter – ganz klar, es gibt keinen Zickenkrieg. Aber man muss schon gut was wegstecken können. Ab und zu kommen schon blöde Sprüche, aber Männer darf man eben auch nicht so ernst nehmen.“

Was hat man denn nach der Ausbildung für Weiterbildungsmöglichkeiten?

„Man kann, wie ich, einen Meister machen, einen technischen Studiengang anschließen oder eine Spezialisierung als Gutachter machen. Kurz gesagt: Man kann eigentlich alles machen, was den Bau betrifft.“

Beschreibe deinen Beruf in 3 Worten.

„anstrengend, abwechslungsreich. schön“

Hast du nur körperliche Arbeit oder bist du auch mal im Büro?

„Nein, es ist beides möglich. Wenn man im Büro arbeitet, dann ist man eher in der Planung und Koordination tätig. Man fertigt Zeichnungen an, plant Termine etc. Man ist also nicht nur auf der Baustelle oder in der Werkstatt tätig. Das ist das Tolle an meinem Beruf. Er ist sehr vielfältig. Man lernt so viele verschiedene Menschen kennen und jeder Tag ist anders.“

Gibt es eine Lieblingsarbeit, die du machst?

„Ja! Das UV-Kleben und die Bleiverglasungen.“

Gibt es bestimmte Meilensteine in deinem Werdegang als Glasermeisterin?

„Definitiv. Dazu gehörten mein Gesellenstück und mein Meisterstück. Beides Bleiverglasungen – wer hätte das gedacht?“

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