Das Allround-Talent

Es begann mit Bouldern, heute sucht er die sportliche Herausforderung beim Crossfit: Thomas Oppermann ist ein Fitnessjunkie, der für seine Trainingseinheiten brennt – unter anderem in den Calisthenics-Anlagen in Rimbach und Weinheim.


Schweizer Aufgang in den Handstand. Thomas Oppermann schwebt geradezu in die senkrechte Position, als gebe es so etwas wie Schwerkraft gar nicht. Dann Liegestütze. Er zieht die Übung durch, als lasteten da nicht noch zwei zusätzliche 25-Kilo-Platten auf seinen Schultern. Planche auf Parallettes, Oppermann hält die Waagrechte. Jetzt noch in die Kamera schauen – in diesem Moment zuckt eine sichtbare Anstrengung durch seine Muskeln. Abgang.


Thomas schnauft. Heute sticht der Muskelkater etwas, gibt der 30-Jährige mit den eisblauen Augen zu. Für den einen oder anderen wird es an dieser Stelle tröstlich sein zu lesen, dass der topfitte und durchtrainierte Thomas von dieser natürlichen Form des Schmerzes nicht ausgenommen ist. Auf der anderen Seite reiht sich Muskelkater wohl ebenso in die Reihe der gängigen Ausreden ein, die Thomas nicht gelten lässt, um keinen Sport zu treiben: keine Zeit, keine Lust, schlechtes Wetter. Letzteres ist heute der Fall. Thomas trainiert darum bei der Gruppensession im „Movement Gym“ in Viernheim, das Thomas Kumpel Tom Hölzel (24) leitet.


Kennengelernt haben sich die beiden auf der Calisthenics-Anlage in Rimbach. Thomas stößt damals zu der Clique und verblüfft sie, als er auf Anhieb gleich mehrere Crossfit-Disziplinen hinbekommt. Wenngleich Thomas eine zeitlang kürzergetreten ist, sticht seine sportliche Veranlagung heraus. Mit 19 beginnt er mit dem Bouldern im Boulderhaus Heidelberg. Dreieinhalb Jahre ist er aktiv, bestreitet Wettkämpfe und wird 2011 sogar baden-württembergischer Vize-Meister. Seit ihrem Kennenlernen trainiert die Clique nun oft gemeinsam. Bei gutem Wetter geht es meist zum Workout an den Freiluftanlagen in Rimbach oder in Weinheim. Thomas fokussiert sich nunmehr auf Crossfit – eine Trainingsmethode, die unter anderem Gewichtheben, Eigengewichtsübungen sowie turnerische Übungen verbindet.„Thomas ist dabei sehr vielfältig, ein Allround-Athlet – er kann fast alles“, sagt Tom. Stolz klingt in seiner Stimme mit.

Ausdauer, Kraft, Griffkraft

Tom drängte Thomas auch schon, am TV-Sportwettkampf „Ninja Warrior“ teilzunehmen. Das Konzept: Die Kandidaten überwinden einen trickreichen Hindernisparcours. Wer sich einen Fehltritt erlaubt oder mangels Kraft abrutscht, landet in einem Wasserbecken. Bei mehreren erfolgreichen Durchläufen gewinnt der Schnellste. Thomas wurde im April zum Casting in Stuttgart eingeladen. Mittlerweile steht fest, dass er bei der ersten Runde am 16. Juni dabei ist. Die Folge wird noch ausgestrahlt. „Meine Mutter war wegen des TV-Formats zunächst skeptisch. Als sie gemerkt hat, dass es sich um keine Game-Show à la „Takeshi’s Castle“ handelt, hat sie sich sehr gefreut. Und auch meine Familie und mein Freundeskreis sind komplett begeistert“, erzählt Thomas .In der Tat: „Ich habe gleich gewusst, dass er es weit bringen wird“, verkündet Tom. „Und wenn man sich die vorherigen Staffeln der Show ansieht, fällt auf, dass diejenigen, die es besonders weit gebracht haben, Boulderer waren.“ Thomas wiegelt ab: „Die Technik beim Bouldern ist nicht mit dem vergleichbar, was bei ,Ninja Warrior‘ gefordert wird. Beim Bouldern wird der Kletterweg im Voraus geplant, mit welcher Hand man beginnt und wo man sie hinsetzt.“ Diese Zeit bleibt bei „Ninja Warrior“ nicht. „Da sind Ausdauer und Maximalkraft gefragt. Darum erweitere ich mein Trainingsprogramm vor allem um die Komponenten Cardio und Sprungkraft, aber trainiere auch meine Griffkraft“, erklärt Thomas.


Sonderlich viel ändere sich an der Häufigkeit seiner sportlichen Betätigung nicht. Thomas trainiert ohnehin nahezu jeden Tag, ist mindestens viermal pro Woche im Studio. Hinzu kommen – je nach Laune – auch Schwimmeinheiten, Langhanteltraining, Joggen, Treppenstufensteigen, Fahrradfahren. An solchen Tagen verbrennt Thomas bis zu 3000 Kalorien. Für den 30-jährigen Zimmermann aus Sulzbach ist Bewegung alles: „Mit Sport ist man glücklicher.“

Die Aussicht auf das Preisgeld spornt an

Und wie sieht es mit der Nervosität aus? Thomas ist zuversichtlich, die Ruhe selbst, schon allein wegen seiner Wettkampferfahrung. Den Druck, die Zuschauer, das alles halte er aus, die Nervosität wandle sich vielmehr in Adrenalin. „Ich liebe Wettkämpfe. Mich reizt die Herausforderung, mich mit anderen zu messen. Das motiviert mich, meine Ziele noch höher zu setzen.“ Aufregung verspürt Thomas vielmehr bei der Aussicht darauf, das Preisgeld zu gewinnen. Das sporne ihn an. „Mir ist es wichtig, der Beste zu sein“, sagt Thomas selbstbewusst, jedoch ohne jede Arroganz. Der 30-Jährige hat Vertrauen in seine Fähigkeiten, ist aber auch vorsichtig: „Wenn ich die Sendung im Fernsehen anschaue, wirkt der Parcours einfach. Aber ein falscher Tritt ist schnell getan. Mich würde es ärgern, wenn ich am ersten Wasserbecken ausrutsche oder am Griff abrutsche, weil der Vorgänger vielleicht feuchte Hände hatte.“

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