Als ich in die Buchhandlung meines Vertrauens gegangen bin, um das Buch „Panikherz“ abzuholen, habe ich zunächst einen verwirrten Blick auf das Buch geworfen, als es mir die Verkäuferin ausgehändigt hat.
Das hat nicht unbedingt damit zu tun gehabt, dass der Name des Autors, Benjamin von Stuckrad-Barre, und der Titel in einer Art Neonröhrenfarbe auf dem Cover abgebildet waren. Vielmehr damit, dass die Buchseiten von außen grün sind. Die Außenwahrnehmung, die das Buch optisch wiedergibt, sagt wie ich finde schon einiges über den Autor und den Inhalt des Buches aus.
Es spielt viel in der Nacht, es sieht nicht aus wie jedes andere Buch, weil es nicht ist wie jedes andere Buch und der Autor auch nicht auftritt wie ein klassischer Autor. Ich bin auf dieses Buch gestoßen, da ich mich nach einem Interview mit Benjamin von Stuckrad-Barre zunächst intensiver mit dem Autor als Person und seiner Vita beschäftigt habe. Wer eine Lesung von ihm sieht oder ihm in Interviews zuhört, der merkt schnell: Dieser Mann ist besonders. „Ich persönlich kann nur schwer beschreiben, was mich an dem Autor von „Panikherz“ so fasziniert.
„Ich persönlich kann nur schwer beschreiben, was mich an ihm so fasziniert.
Vielleicht sind es seine schnellen und hektisch wirkenden Bewegungen, vielleicht ist es seine Art über Sachverhalte und Sprache nachzudenken und sie zu beobachten, vielleicht aber auch einfach seine Fähigkeit immer dort zu sein, wo etwas passiert. So hat es zumindest den Anschein.
Als ich dann erfahren habe, dass Stuckrad-Barre eine Biographie namens „Panikherz“ veröffentlicht hat, ist mir klar geworden: Dieses Buch muss ich unbedingt lesen. Ich gebe offen zu, es ist bis jetzt mein einziges Werk von ihm, das ich gelesen habe, jedoch bleibt es sicher nicht dabei.
Der Inhalt
Zum Buch: Wie eben erwähnt beschreibt Stuckrad-Barre sein Leben. Und wenn er das tun, kann man sicher sein, dass es interessant wird. Auf 564 Seiten begleitet der Leser Stuckrad-Barre auf seinem Weg vom Kind und Jugendlichen aus der Kleinstadt, zum Heranwachsenden und Erwachsenen in Großstädten wie Hamburg oder Los Angeles. Er beschreibt das Erfolgreich werden und das Leben als einer der gefeiertesten Pop-Autoren der Jahrtausendwende. Doch so viele Schauplätze sein Leben bietet, so begleiten zwei den Großteil des Buches als Hauptschauplätze. Sucht und Udo Lindenberg. Sucht vor allem nach Kokain. Udo Lindenberg als Idol, Freund, Helfer und als Mensch.
Das in meinen Augen faszinierendste an diesem Werk ist die ehrliche und auch betroffene Aufarbeitung seiner Suchtkrankheit. Er beschreibt neben der Kokainsucht auch psychische Probleme und seine Essstörung. Eben das Leben eines Suchtkranken. Die Art und Weise, mit welcher Intensität Stuckrad-Barre diese Themen beschreibt, hat bei mir des Öfteren Gänsehaut hervorgerufen.
Hommage an einen großen deutschen Star
Neben diesen zutiefst berührenden und furchtbaren Themen wirkt seine Beschreibung Lindenbergs fast wie eine Hommage an den deutschen Star. Durch die Höhen und Tiefen der Bindung und Beziehung zu Lindenberg wirkt diese in meinen Augen nur noch größer.
Ganz nebenbei erfährt der Leser durch Stuckrad-Barre viel über andere bekannte Personen. Vieles aus der Sicht des Autors.
Dieses Werk handelt von Drogensucht. Doch es handelt noch von viel mehr. Es geht um Verelendung, Kontrollverlust, Hoffnung, Freundschaft und vieles mehr. Neben Stuckrad-Barres Leben wirkt das eigene ziemlich genormt, einseitig und langweilig. Ob sein Leben allerdings lebenswerter ist oder wäre, kann jeder nur für sich selbst entscheiden.
564 Seiten sind viel und sicherlich gibt es auch Passagen, die einem etwas zu lang vorkommen. Aber das Durchhalten lohnt sich. Stuckrad-Barre schafft es, die banalsten Sachverhalte, wie beispielsweise Werbeplakate von Modemarken, so zu beschreiben, dass der Leser wissen möchte, wie wohl das nächste aussehen und auf den Autor wirken wird.
Für mich ist „Panikherz“ eines der bedeutendsten literarischen Werke Deutschlands der vergangenen Jahre, eine Horizonterweiterung und ein Werk, mit dem ich mich sicherlich noch lange beschäftigen werde.
Von Félix Fath